Hans im Glück

“Einfach nur da hocken, lesen und sich in andere Welten träumen …”
Hans hat ein ganzes Jahr fleißig gelernt. Und was ist der goldene Lohn dafür: Ein Fernseher von der lieben Oma! Endlich ungestört glotzen im eigenen Zimmer. Endlich zappen durch alle Programme: Kika, Krimis, Comedy. Superstars und Superköche. Sportschau und Game-Show. Das macht Spaß am ersten Tag. Auch nach einer Woche noch. Aber nach einem Monat: Hans hat Kopfschmerzen und ist nie ausgeschlafen.
Da kommt ein Freund zu Besuch. Bestens gelaunt. Mit einer Videokamera und gleich ein wenig neidisch auf den Mega-Bildschirm.
“Ach, was hast du’s gut!”, sagt Hans. “Kannst den ganzen Tag mit dem Ding rumlaufen und selber Filme machen!”
“Kannst es gerne haben, wenn ich die Glotze dafür krieg.”
Handschlag drauf und das Versprechen: “Aber Oma darf das nie erfahren!”
Hans ist glücklich: Endlich ist er Regisseur! Kann die eigenen Filme gleich angucken. Bis ihm die Augen flimmern …
Da kommt der nächste Freund. Mit einem Handy. Neuestes Design und multifunktional: SMS, Foto, Video und Spiele rauf und runter.
“Ach, was hast du’s gut!”, sagt Hans. “Musst nicht ständig Motive suchen, kannst mit dem Ding einfach rumsitzen und spielen und simsen und quatschen!”
“Dann lass uns tauschen!”, sagt der Freund und macht Hans ganz glücklich damit.
Aber die Freude währt nicht lang. Hans wird immer nervöser. Er will nicht ständig Tasten drücken und mitteilen, was er grad macht. Hans möchte endlich mal seine Ruhe haben!
Da sieht er im Park eine Freundin mit einem Buch auf der Wiese sitzen.
“Das ist es!”, sagt sich Hans. “Einfach nur da hocken, lesen und sich in andere Welten träumen!”
Natürlich ist das Mädchen mit dem Tausch einverstanden und Hans ist glücklicher denn je: Auf diese Idee hätte die Oma eigentlich auch kommen können …